Sartre Und Die Welt Im Aufschub

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Category: Literature

Date Submitted: 04/16/2011 06:46 AM

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Damien François

sartre und die welt im aufschub – filmische schreibweise und filmische lektüre

Mit der klassischen Filmerzählung ist der moderne Mensch einer Darstellung der Welt ausgesetzt, die hauptsächlich auf Montage und Kontinuität beruht. Dank der fünf Kommunikationskanäle, über die der Film verfügt – zwei visuelle (das Bild, die Schrift) und drei akustische (Dialoge, Musik und Geräusche) –, ist der Film in der Lage, eine größere Menge an Signifikatem schneller als zum Beispiel die Literatur zu vermitteln; dadurch erhält der Film, weiterhin im Vergleich zur Literatur, eine größere Ähnlichkeit mit der "normalen" Wirklichkeit. Somit kann man im Film einfacher von einem Raum–Zeit–Kontinuum zu einem anderen überwechseln, ohne daß dabei ein kognitives Defizit entsteht.

Diese filmische Schreibweise hat einen großen Einfluß auf die Literatur ausgeübt, insofern sie ihr ermöglicht hat, auf ein ganzes System von "markierten" Übergängen zu verzichten, seien es Übergänge von Segment zu Segment innerhalb eines Handlungstranges oder mehrerer Handlungsstränge. Dieser intersemiotische Transfer kann jedoch die diegetische Kontinuität des Films in eine diegetische Diskontinuität in der Literatur verwandeln, die wiederum, durch die Rezeptionsarbeit und dank der aktiven Teilnahme des Lesers am schöpferischen Prozeß zu einer neuen homogenen narrativen Kontinuität wird.

Die Montage kann daher als die Reorganisation und gleichzeitig auch die Transzendenz der menschlichen Wahrnehmung des Raum–Zeit–Kontinuums betrachtet werden. Generell kann gesagt werden, daß "le montage, c'est l'irruption de la modernité dans l'art"[1]. Die moderne Kunst unterscheidet sich von der traditionellen Darstellung – die auf Realismus, psychologische Wahrscheinlichkeit, Linearität, Kausalität und Kontinuität beruht – durch die Hervorbringung eines neuen Paradigmas: die Diskontinuität. Die Revolution der raum–zeitlichen Verhältnisse, der Sieg der Zeit als Subjektivität über die Zeit als Objektivität...